Es ist einer dieser lauen Sommerabende in der Stadt. Mein Freund und ich sitzen draußen bei unserem Lieblingsvietnamesen, mitten in der belebten Innenstadt. Um uns herum herrscht geschäftiges Treiben, doch an unserem kleinen Tisch herrscht Ruhe. Der Duft von frisch gebratenem Gemüse und Gewürzen mischt sich mit dem leisen Klirren von Besteck und Gläsern der anderen Gäste. Vor uns stehen unsere Schalen mit Pho, fast leer, und zwei Gläser kaltes Bier.
„Sag mal, hast du dir eigentlich mal überlegt, was wir in zehn Jahren machen?“ frage ich ihn, die Frage halb im Scherz, halb ernst gemeint. Mein Freund hebt die Augenbrauen und grinst. „In zehn Jahren? Hoffentlich sitzen wir dann immer noch hier beim Vietnamesen und halten Deeptalk. Was sonst?“
Ich setze mein Glas ab und lehne mich nach vorne. „Weißt du, ich habe neulich viel über mein Leben nachgedacht. Ich habe das Gefühl, ich stehe beruflich genau da, wo ich sein soll. Nach dieser ganzen Phase des Zweifelns und Grübelns, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin… Ich glaube, ich bin es. Aber weißt du, was das Schwierige ist?“ Mein Freund sieht mich fragend an. „Es ist, nicht stehen zu bleiben. Ich will mich weiterentwickeln. Nicht einfach nur weitermachen wie bisher, sondern richtig wachsen, mich neu motivieren. Das ist verdammt anstrengend, aber ich glaube, die Energie dafür habe ich.“
Er sieht mich überrascht an und fragt: „Heißt das, du betrachtest deine Midlife-Crisis jetzt offiziell als beendet?“ Ich lache und nicke. „Ja, das kann man so sagen. Ich bin durch, und jetzt geht’s weiter.“
Er lehnt sich zurück, denkt kurz nach und setzt dann sein Glas an. „Weißt du was, ich habe mich für eine Fortbildung angemeldet.“
Ich schaue ihn überrascht an. „Fortbildung?“
Er nickt. „Ja, etwas ganz Intensives. Es dauert etwa ein halbes Jahr. Wenn ich das durchziehe, könnte ich im selben Unternehmen eine völlig neue Aufgabe übernehmen. Das ist genau das, wovon ich schon seit Jahren träume. Aber ehrlich gesagt… ich hatte bisher nie den Mut, das in Angriff zu nehmen. Wer weiß, vielleicht mache ich mich auf meine alten Tage irgendwann auch nochmal selbständig.“
Ich lache, nicht aus Unglauben, sondern aus einer Art von stiller Bewunderung. „Das ist großartig. Und weißt du was? Das passt perfekt. Während ich mich an meinem Platz weiterentwickeln will, machst du was komplett Neues. Vielleicht ist das der Unterschied – es geht nicht immer darum, den Weg zu wechseln, sondern manchmal nur darum, den Weg intensiver zu gehen.“
Mein Freund nickt nachdenklich, und in diesem Moment verstehen wir beide, dass wir, obwohl wir auf unterschiedlichen Pfaden sind, uns doch in derselben Situation befinden: Wir wollen mehr. Nicht nur älter werden, sondern wachsen, Ziele erreichen und etwas Neues in unser Leben bringen.
Mit Ü50 und frischen Visionen durchstarten?
Geht das?
Egal, welcher Weg. Haupsache, da ist überhaupt ein Weg.
Als ich später nach Hause gehe, die warme Sommerluft um mich herum, denke ich über unser Gespräch nach. Vielleicht ist das der Punkt, den wir beide heute Abend entdeckt haben: Egal, ob man den Weg wechselt oder ihn einfach weitergeht, es kommt darauf an, dass man überhaupt einen Weg hat. Und dass man die Energie und den Mut hat, ihn zu gehen.
Wenn du an einem Punkt stehst, an dem du dich fragst, wohin dein Leben dich führt, dann denke daran: Es ist nie zu spät, einen neuen Weg einzuschlagen – oder den bisherigen intensiver zu gehen. Ob es dabei um berufliche Veränderungen oder die persönliche Weiterentwicklung geht, der entscheidende Moment ist immer der, in dem du dich entscheidest, aktiv zu werden.
Das soll es für heute erstmal gewesen sein. Danke für dein Interesse, bis bald und herzliche Grüße,
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