Nur wenige scheinen eine realistische Vorstellung davon zu haben, was eine Midlife-Crisis tatsächlich ist oder bedeuten kann. Offensichtlich haben Filme, Bücher und Zeitschriften mit einem ganzen Haufen Klischees über den alternden Mann im roten Sportwagen oder auf einer Harley-Davidson – natürlich in Begleitung einer halb so alten Blondine – ganze Arbeit in den Kopfkinos vieler Menschen geleistet. Dabei steckt so viel mehr Potential in einer Midlife-Crisis als man zunächst annehmen mag.
Frau und Mann in der Midlife-Crisis – wie Hollywood sich das vorstellt.
Natürlich zieht sich der Mann in der Midlife-Crisis wie ein Berufsjugendlicher an, trainiert wie besessen im Fitness-Studio seine Muskeln und plant, seinen sicheren Job bei der Bank nach 20 Jahren gegen eine Surfschule auf den Malediven einzutauschen.
Auch beim körperlichen und seelischen Zustand von Frauen kurz vor oder während ihrer Menopause wird in Filmen, Büchern und Kolumnen der guten Unterhaltung zuliebe nicht damit gespart, alle möglichen Klischees wild zusammenzumixen, am liebsten aus Familien-, Ehe- und Sexleben (Fremdgehen mit einem sexy Unbekannten kommt immer gut), Falten- und Cellulite-Panik, Jojo-Effekte, Botoxspritzen, Beauty-OPs und verrückte Mädelsabende. Im Ergebnis sehen wir dann auch hier ein kräftig überzeichnetes Bild der Frau in der Midlife-Crisis.
Klischees einer Midlife-Crisis. Er bricht aus, sie bricht ein.
Was ist denn so lustig an persönlicher Entwicklung?
Kein Wunder also, dass ich angesichts all dieser Klischees auch mal belächelt werde, wenn ich erzähle, ich sei in der Midlife-Crisis. Im Prinzip ist es doch das Gleiche, als würde ich einen Teenager nicht ernst nehmen, wenn er sagt, er sei in der Pubertät. Nähern wir uns der Midlife-Crisis ein wenig wissenschaftlicher oder faktenbasierter, dann merken wir, dass sie große Ähnlichkeiten mit der Pubertät aufweist, einer Übergangsphase von einem Lebensabschnitt in den nächsten, also ein wichtiger Entwicklungssprung.
Entwicklungssprünge lassen sich bereits bei Säuglingen beobachten. Oft werden diese begleitet mit Phasen besonderer Unruhe, Quengelei und Weinen. Doch am Ende steht dann eine neue Fähigkeit. Das Baby kann auf einmal sitzen, krabbeln, ein Wort sagen oder sonst etwas tun, was es vorher nicht konnte.
Die Journalistin Gail Sheehy, schrieb 1974 in ihrem Bestseller “In der Mitte des Lebens: Die Bewältigung vorhersehbarer Krisen”:
„Begreift man die Persönlichkeit nicht als Struktur, die nach Abschluss der Kindheit im Wesentlichen vollendet ist, sondern als ständig neue Entwicklungsmöglichkeit, dann wird das Leben ab 25 oder 30 oder ab dem mittleren Lebensalter von sich aus Faszination, Überraschung und neue Entdeckungen bereithalten.“
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Wir sollten unsere Midlife-Crisis nicht mit Klischees ins Lächerliche ziehen, sondern sie annehmen und sie sinnvoll für unsere Weiterentwicklung nutzen. Schon Konfuzius, einer der bedeutendsten chinesischen Philosophen (551-479 v. Chr.) gab zu bedenken:
„Wer meint, in seinem Leben gebe es nichts zu verbessern, ist entweder ein Gott oder ein vollendeter Weiser, oder erkennt sein Potential nicht, das in ihm und seinem Leben steckt. Nur die höchststehenden Weisen und die tiefststehenden Narren sind unveränderlich.”
Das soll es für heute erstmal gewesen sein. Danke für dein Interesse, bis bald und herzliche Grüße,
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Sehr interessant! Leider habe ich schon die Erfahrung gemacht, dass Veränderung in meinem Umfeld gar nicht so erwünscht ist. Viele wollen, dass alles so bleibt wie es immer war und wenn einer aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis aus gelernten Routinen ausbricht, dann wird das manchmal als Störfaktor wahrgenommen. Wie? Du machst dies nicht, du machst das nicht? Das hast du doch immer gemacht. Jetzt sei doch mal nicht so… Aber da muss man dann eben drüber stehen und tun, was man selbst für richtig hält.