Viele kleine Schritte können an ein großes Ziel führen. Was wir von Forrest Gump über die Macht der Aufteilung lernen können.
In der Geschichte Forrest Gump läuft der Protagonist über 3 Jahre quer durch die USA und wird damit zu einer echten Inspiration und einem Idol für viele Menschen. Dabei wollte er eines Tages doch einfach nur mal „ein bißchen laufen“. Auch wenn es sich um eine fiktive Figur handelt, kann Forrest Gump eine Inspiration sein, wenn es darum geht, unserem Leben eine neue Richtung zu geben, selbst wenn wir schon unsere Lebensmitte erreicht oder gar überschritten haben.
Die Midlife-Crisis und die ganz großen Ziele
Vor etwa 3 Jahren, mit Mitte 40, geriet ich in meine bis heute anhaltende Midlife-Crisis. Sie hat mich im Laufe der Zeit dazu gebracht, immer besser zu verstehen, was ich in meinen Leben noch erreichen möchte und die entsprechenden Weichen zu stellen. Die daraus abgeleiteten Ziele habe ich mir ganz bewusst hoch gesteckt. Das hört sich erstmal beeindruckend an, birgt aber auch immer wieder die Gefahr von Überforderung und Stillstand, denn angesichts großer Ziele fühlen wir uns oft regelrecht wie gelähmt und finden keinen Anfang. Abhilfe habe ich einerseits bei dem leibhaftigen Extremläufer und Motivationsexperten Norman Bücher, andererseits bei dem fiktiven Extremläufer Forrest Gump gefunden.
Warum überhaupt hohe Ziele stecken?
„Ziele nach dem Mond. Selbst, wenn du ihn verfehlst, wirst du zwischen den Sternen landen.“
Friedrich Nietzsche
„Wir setzen uns häufig zu kleine Ziele. Dadurch wird das Ausmaß des Erfolgs zu klein, und die Erreichbarkeit ist zu sicher. Du musst dir große Ziele setzen. Nur, wenn du dir große Ziele steckst und damit die Möglichkeit zu scheitern eingebaut ist, kannst du auch Großes Erreichen. Allein Ungewissheit und die Möglichkeit zu scheitern bringen dich in Bewegung und treiben dich an. Schwierige Situationen zu meistern und ein mögliches Scheitern zu verhindern bilden für mich eine großartige Motivation, Außergewöhnliches zu leisten.“
Abenteuer Motivation, Norman Bücher (Extremläufer und Motivationsexperte)
Vorsicht bei zu hoch gesteckten Zielen!
Es gibt viele Weisheiten und Sprüche, die uns motivieren sollen, uns hohe Ziele zu stecken und sie zu verfolgen. Das klingt am Anfang auch immer ganz aufregend und spannend. Aber wenn wir uns dann an die Umsetzung machen und merken, was für ein riesiger Berg sich da vor uns auftürmt, welche Hindernisse sich uns in den Weg stellen und wie unendlich lang der Weg ans Ziel sein wird (wenn wir es überhaupt jemals erreichen), überkommt uns ein Gefühl von Überforderung und Selbstzweifel. Das Ergebnis: Schockstarre. Wir trauen uns einfach nicht mehr ran an den Brocken, weil sich alles so unschaffbar anfühlt.
Ich tappe leider auch immer mal wieder in diese Falle, selbst wenn ich aus eigener Erfahrung und aus etlicher Literatur weiß, wie man es angehen sollte. Eine immer wieder empfohlene Strategie ist die der kleinen Schritte: Zerlege dein Ziel in kleine Teilziele und gehe sie Schritt für Schritt an.
Nicht 1 mal 250, sondern 250 mal 1
Der Extremläufer und Motivationsexperte Norman Bücher liefert in seinem Buch „Abenteuer Motivation“ ein tolles Beispiel für das Prinzip der Zerlegung eines großen Ziels in viele kleine Teilziele. Er wollte ein Buch schreiben, doch er bekam lange Zeit nicht die Kurve:
„In meinem Kopf war es unmöglich, 250 Seiten mit Inhalt zu füllen. Meine Gedanken sagten zu mir: Du hast noch nie ein Buch geschrieben, du weißt noch nicht genug dafür. Anstatt mir das jedoch einzugestehen, habe ich jeden Tag andere Dinge gemacht. Kleine Sachen wie Briefe oder E-Mails beantworten, jemanden anrufen, spazieren gehen.“
Norman Bücher steckte in der Falle der subjektiven Überforderung, dem Gefühl der Unerreichbarkeit eines großen Ziels. Schließlich nutzte er die Macht der Aufteilung: Anstatt, dass er sich zum Ziel setzte, 250 Seiten zu Papier zu bringen, änderte er das Ziel dahingehend, dass er jetzt nur noch EINE Seite schreiben würde. Eine Seite? Ja richtig und zwar jeden Tag, 250 Tage lang. Auch das war für ihn eine enorme Herausforderung. Er spricht dabei von Selbstdisziplin in Reinform:
„Jeden Abend habe ich mich an meinen Schreibtisch gesetzt und angefangen zu schreiben und war stolz wie Oskar, wenn ich wieder eine Seite geschafft hatte. Mit der Zeit ging es immer leichter und schneller. Das ist die Macht der Aufteilung.“
In kleinen Schritten ans große Ziel, wie Forrest Gump
Norman Büchers Beispiel finde ich sehr anschaulich und nachvollziehbar. Kürzlich bekam ich noch einen Impuls, der seinen Ansatz ganz wunderbar bestätigte. Ich sah den Film „Forrest Gump“, den ich immer wieder gern schaue. Doch nun fiel mir erstmalig in einer Passage auf, dass der Protagonist – wohl eher unbewusst und unbeabsichtigt, auf eine ganz ähnliche Art und Weise handelt:
„Ich lief bis zum Ende der Straße. Und als ich da ankam, dachte ich:
Vielleicht kann ich auch bis zum Ende der Stadt laufen.“
„An dem Tag, ohne irgendeinen besonderen Grund, beschloss ich, ein bißchen zu laufen.
Ich lief bis zum Ende der Straße. Und als ich da ankam, dachte ich: Vielleicht kann ich auch bis zum Ende der Stadt laufen.
Als ich da ankam, dachte ich: Ich kann ja vielleicht mal quer durch Greenbow County laufen.
Und als ich merkte, dass ich so weit gekommen war, dachte ich: Ich kann vielleicht auch durch den schönen Staat Alabama laufen.
Das habe ich dann gemacht. Ich lief quer durch Alabama. Ohne irgendeinen besonderen Grund lief ich weiter, so lange, bis ich den Ozean sah.
Und als ich da angekommen war, dachte ich: Wenn ich schon so weit gekommen bin, kann ich auch wieder kehrt machen und einfach weiter laufen.
Dann kam ich zu einem anderen Ozean. Und da dachte ich: Wenn ich schon so weit gekommen bin, kann ich doch einfach kehrt machen und weiter laufen.“
Aus dem Film Forrest Gump (1994)
Und Forrest lief und lief und lief …
Am Ende wird er 3 Jahre, 2 Monate, 14 Tage und 16 Stunden lang gelaufen und zu einer Inspiration für viele Menschen und zu einer wahren Ikone geworden sein, bevor ihm seine innere Stimme sagt, dass es nun wieder Zeit ist, nach Hause zu gehen.
Diese Passage ist mir nicht nur wegen ihrer Ähnlichkeit zur „Macht der Aufteilung“ aufgefallen. Ich finde hier noch einen weiteren sehr inspirierenden Aspekt. Stell dir vor, du möchtest etwas in deinem Leben ändern.
Mach es wie Forrest Gump: Einfach mal mit einer kleinen Sache anfangen.
Nehmen wir das Beispiel, dass du dir zum Ziel gesetzt hast, weniger Streaming-Serien oder Social Media zu konsumieren. Einfach so.
Das schaffst du auch und du denkst: Wenn ich jetzt mehr Zeit habe, dann könnte ich die doch nutzen, um mehr zu lesen.
Du liest schließlich mehr und denkst: Wenn ich jetzt so viel Zeit zum Lesen habe, dann könnte ich doch auch einfach mal ein paar Kochbücher lesen. Das Kochen hat mich schon immer fasziniert, aber ich habe das leider nie ernsthaft verfolgt.
Du liest schließlich nicht nur ein paar Kochbücher, sondern verschlingst sie regelrecht in rauen Mengen und denkst: Wenn ich jetzt schon so viele Kochbücher gelesen habe, warum melde ich mich nicht zu einem Kochkurs an?
Du liebst diesen Kochkurs und stellst eines Tages fest, dass das Kochen eine wahre Leidenschaft von dir ist. Du fängst irgendwann an, selbst Rezepte zu entwickeln und bekochst damit deine Familie und Freunde und alle sind total begeistert. Du liebst es! Und eines Tages fragst du dich: Wenn ich jetzt so gut kochen kann und mir das so unglaublich viel Freude macht und so viele Menschen davon begeistert sind, warum mache ich nicht einfach mehr daraus?
Erkenne dich selbst, aber brich auch nichts übers Knie.
Ob du jetzt gleich deinen alten Job an den Nagel hängst und dein Hobby zum Beruf machst, ein Restaurant eröffnest oder ob du einfach nur ganz entspannt deiner Leidenschaft, dem Kochen, nachgehst, ist deine Entscheidung. Für uns, die wir irgendwo am Beginn unserer zweiten Lebenshälfte stehen, empfiehlt es sich nicht unbedingt, alles zu riskieren und auf eine Karte zu setzen. Wobei das natürlich von deiner persönlichen Risikobereitschaft abhängt.
Was ich mit der Passage aus Forrest Gump nur verdeutlichen wollte: Der erste kleine Schritt, und sei er wirklich noch so klein, kann wie von selbst viele weitere Schritte nach sich ziehen und am Ende eine große Veränderung bewirken, an die du am Anfang vielleicht noch gar nicht gedacht hast.
Das soll es für heute erstmal gewesen sein. Danke für dein Interesse, bis bald und herzliche Grüße,
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Das Buch „Abenteuer Motivation“ von Norman Bücher scheint echt gut zu sein. Ist es insgesamt wirklich so motivierend wie der Titel verspricht?
Das Buch „Abenteuer Motivation“ von Norman Bücher zählt für mich zu einem der besten Motivationsbücher überhaupt und ich kann es sehr empfehlen. Es ist zwar aus Sicht eines Extremläufers geschrieben, aber ich denke, es kann auch gut jeden abholen, der mit Laufen wenig am Hut hat. Also ich laufe zwar auch gern (bin auch schon Marathon gelaufen), aber die Liga in der Norman Bücher spielt ist fernab meiner Realität und Ambitionen. Dennoch kann ich alles komplett nachvollziehen, was er schreibt, denn er bringt zwar seine Erfahrungen aus dem Extremlauf ein, stellt dann aber immer alles auch in einen allgemein gültigen und verständlichen Zusammenhang.
P.S. Wenn dich das Buch interessiert, ist hier der direkte Link zur Website des Autors: https://www.norman-buecher.de/buecher/abenteuer-motivation.html. Ansonsten empfehle ich: „Support your local book dealer!“ 😉
Top, danke! Dann werde ich mal meinen „local book dealer“ aufsuchen! :-)))